Wohin? Wie lang? Wie weit?

Familie Fahrrad Urlaub; Foto © Andreas Stückl

Du wünscht dir eine entspannte, heitere und ökologische Radreise mit deinen Kindern? Dann bist du hier genau richtig. Die Wahl des Reiseziels, Dauer der Tour, Routenführung sowie Etappenlänge sind wesentliche Elemente bei der Planung eines mehrtägigen Radausflugs oder Urlaubs.

Meiner Erfahrung nach gestalten sich diese Elemente anders, sobald ein Kind dabei ist – ganz egal, ob es sich um Babies im Anhänger, Kinder im Lastenrad oder Selberfahrerkinder handelt; ganz egal ob Eltern Radreise-Profis oder Neulinge sind.

Die untenstehenden Fragen und Tipps navigieren dich durchs Planungslabyrinth. Am Ende hast du die Tools in der Hand, um das perfekte Reiseziel inklusive Tourenlänge für deine Familie zu bestimmen. Viel Vergnügen!

Navigation durchs Planungslabyrinth

1. Reiseziel finden

Bei der Wahl des Reiseziels stehen zwei Fragen an erster Stelle:

  • Muss ich an einen bestimmten Ort um das was ich will, zu erleben? (Variante A)
  • Will ich etwas Bestimmtes erleben – völlig ortsunabhängig? (Variante B)

Variante A: Fernreise von A nach B mit An- und Abreise :: Hier gibt es viel zu klären und tun. Die An- und Abreise mit Gepäck und Kindern gehört organisiert. Will ich die eigenen Räder mitnehmen? Möchte ich Leihräder oder neu gekaufte Räder vor Ort für das Vorhaben nutzen? Gibt es bestimmte Fahrrad-Regeln in diesem Land zB Kinder-Helmpflicht?

Variante B: Rundreise – Start und Ziel sind die eigene Haustür :: Hier fallen alle obigen Fragen weg. Lucky you!

Empfehlung: Bei Radreisen mit Kindern empfehle ich Variante B, da An- und Abreise extreme Stressoren sein können.

Ist die Reise für einen längeren Zeitraum geplant, kann sich eine aufwendigere Anreise lohnen.

Bei der Rückreise wähle die maximal entspannte Variante. Sonst ist das Urlaubsfeeling noch vor der Heimkehr genullt.

Bahn und Rad empfehle ich (in Deutschland) mental gut gerüsteten, Öffi-erprobten Familien außerhalb der Saison.

Tipps zu An- und Abreise

Zugfahrt mit Rädern, Hänger und Baby im WC der DB.
Ohne Humor läuft bei der Kombi Rad+Bahn nix.
Der Radurlaub beginnt bei der Ankunft am Zielbahnhof.

2. Touren planen

Stell‘ dir auch hier zuerst zwei Fragen:

  • Will ich eine ganz individuelle Tour? (A)
  • Liebäugle ich mit touristischen Radrouten und Fernradwegen? (B)

Variante A: Eine individuelle Tour planen :: Für die Tourenplanung empfehle ich die Verwendung einer Fahrrad-App wie zB. komoot, erstelle dazu einen Basis-Account. Schon beim Zusammenklicken der Tour wird ersichtlich, um welche Art der Straße mit welcher Bodenbeschaffenheit und Steigung es sich handelt. Du hast die Wahl zwischen Genussradeln und anspruchsvollem Biken.

Variante B: Touristische Radrouten und Fernadwege

Der Vorteil von touristisch ausgearbeiteten Radrouten wie zB der Elbradweg und Fernradwegen wie zB der Berlin-Kopenhagen Radweg, ist das Wegfallen der obigen Planungsschritte. Die Infrastruktur für Radfahrende ist nicht nur vorhanden sondern auch fahrradfreundlich, oft autofrei und hübsch. Nachteil kann eine hohe Radllerdichte in den Saisonmonaten sein weshalb Unterkünfte selten spontan frei und besser vorab reserviert werden.

Von wo nach wo? Finde die Windrichtung auf der Strecke heraus – wähle die Rückenwind Route. Das Prinzip gilt auch für Höhenmeter.

Der ADFC wählt jährlich die besten Radreiserouten (LINK). Europäische Fernradwege gibt’s hier. Regionale Routen findest du online bei lokalen Touristeninfos.

Safety first? Check die Infrastruktur entlang der Tour vorab: Wo gibt’s Fahrradwerkstätten, Spielplätze, Versorung, außergewöhnliche Schlafplätze.

Verkehrslärm nervt? Wähle für mehr Urlaubsfeeling vorrangig Strecken abseits Autostraßen-Begleitradwegen.

Tipps zur Touren- planung

3. Etappen planen + Länge der Tour

Die Länge der gesamten Tour ergibt sich aus den einzelnen, geplanten, machbaren Etappen. Es gibt nicht DIE perfekte Tourenlänge in Kilometern. Da spielen zu viele Faktoren mit rein. Bei der Etappenplanung geht’s ins Detail. Die zentralen Fragen lauten:

  • Mit welchen Rädern fahren die Eltern? Mit eBikes kann eine entspannte Tagesetappe 70 Kilometer lang sein. Mit Rädern ohne eAntrieb sind Strecken bis 45 km entspannt machbar.
  • Was macht der Nachwuchs? Die Tourenlänge für Selberfahrerkinder können Eltern selbst gut einschätzen. Mitfahrer-Kinder und Babys fahren solang die Eltern Radellust verspüren, aber: Die Kinder – auch Babies – wollen sich bewegen. Ein ganzer Tag im Maxi-Cosi ist nicht empfehlenswert. Regelmäßige Stopps an kinderfreundlichen Orten zB. Spielplätzen und Badestellen einplanen und in den Schlaf/Essensphasen des Kindes Strecke machen. Ansonsten kann es sein, dass die Eltern abends erschöpft und glücklich das Ziel erreichen und der Nachwuchs großen Bewegungsdrang verspürt und sich erstmal auspowern will…
  • Radeltage? Pausentage? Ich empfehle Familien nach einem intensiven Radeltag immer zwei bis drei Pausentage an einem Ort damit Ruhe und Routine einkehren können. Besonders dann, wenn gezeltet wird.
  • Zelt? Unterkunft? Die Etappenlänge wird von der Art der Unterkunft mit bestimmt. Beim Zelten und Selbstversorgen dürfen die Touren kurz und die Pausentage viele sein. Denn abends gibt’s für die Eltern viel zu tun nebst der normalen Familien-Orga. Warten am Ende des Radeltages eine fixe Unterkunft mit kuscheligen Betten und ein Restaurantbesuch auf die Familie, dann kann weiter, länger oder öfters geradelt werden. Übernachtet man bei Warm-Showers, ist es ebenfalls schön etwas mehr Zeit mitzubringen.

Mit dem Kopf kann man nur in Gedanken reisen…

Am Ende noch was Persönliches: Killt die Planung das Abenteuer? Für mich ist eine durchdachte Planung von Ziel, Tour und Route eine extrem hilfreiche Struktur – innerhalb der dann viel spontan passieren darf (ohne dass ich die Nerven verliere). Das ist unser Familien-Flow. So können wir den Alltag hinter uns und große Pläne unterwegs gut loslassen. Das ist in jeder Familie anders. Wie ist euer Flow?

Wie die richtige Entscheidung treffen, oder: Killt der Verstand das Gefühl? Ich plane nicht nur mit dem Kopf, mein Verstand wägt nicht jedes Detail pro/contra ab. Dann würden wir nämlich nie losradeln. Die erste Einladung zu einer Rad-Reise ist immer ein Signal aus meinem Bauch. Dann folg’ ich meinem Herzen und suche den Austausch. Diese Herz/Bauch/Kopf-Kombi lotst mich Schritt für Schritt irgendwohin und macht es mir leicht, Entscheidungen für Etappenziele und Routen zu treffen – mit denen auch meine Familie d’accord ist. Mit dem Kopf kann man nämlich nur in Gedanken reisen…


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Titelfoto © Andreas Stückl
/ Alle Beitragsbilder © Karen Rike Greiderer /