Was muss mit?

Stauraum definiert Gepäckmenge, Foto © Karen Rike Greiderer

Das ungeschriebene Gesetz beim Reisegepäck lautet: Die Gepäckmenge wächst immer 1 zu 1 mit der Größe des verfügbaren Stauraumes. Auf einer Radreise kommt ein zweites Gepäck-Gesetz dazu: So viel wie nötig – so wenig wie möglich!

Damit der begrenzte Laderaum auf dem Fahrrad keinen Packstress auslöst, füllen wir in diesem Beitrag einmal gemeinsam die Rad-Taschen mit euren Must-Haves. Gepackt wird für den 2-wöchigen Selbstversorger-Radurlaub im Sommer inklusive Campingausrüstung. Wir rechnen mit Hitze und Regen. In den Nächten rutschen die Temperaturen vielleicht mal runter auf die Neun. Am Ende klären wir die Frage, ob Spielzimmer und Bibliothek in die Lücke nebst der Luftmatratze passen…

Wie packt man viel wie nötig und
so wenig wie möglich?

1. Taschen auf die Räder

Eltern: Die elterlichen Räder sind ausgestattet mit zwei Gepäckträgertaschen (zu je 24 Liter) plus Packsack (ca. 70 Liter) hinten. Vorn erweitern zwei Lowrider (zu je 24 Liter) oder ein geräumiger Korb den Laderaum. Mindestens ein Trinkflaschenhalter an jedem Rad ist obligatorisch.

Baby / Kleinkind von Null bis Zwei: Reist ein Baby mit, ist ein Fahrrad-Anhänger praktisch, auch wenn es vorn im Lastenrad sitzt. Die Babysitzschale schluckt viel Platz!

Kinder bis Sechs: Am eigenen Rad ist eine leichte Gepäckträgertasche und eine Trinkflasche montiert. Must-Have: Platz am Elternrad fürs Kind zzgl. Mitnahmeoption von Kinderrad/Gepäck.

Kinder ab Sechs: Zwei Gepäckträgertaschen mit leichten Dingen am Rad plus Trinkflasche und je nach Strecke ebenfalls die Verstauoption von Rad/Kind/Kindergepäck am Elternrad.

2. Räder auf die Räder

Junge Selberfahrer:innen unter sechs Jahren sollten – abhängig von der Tour, körperlicher Kondition und Radreiseerfahrenheit – immer die Option haben, mit dem Elternrad abgeschleppt zu werden. Wie macht man das?

  • Reiserad mit Tandemkupplung: Kinderräder von 12 bis 20 Zoll werden mit einer Tandemkupplung zb. FollowMe ans Elternrad gehängt. Die Kinder haben dann die Wahl zwischen Pedalieren und Waden-Pause.
  • Lastenrad plus Radträger: Kinderräder sind sperrig und lassen sich im Lastenrad nur ungelenk verstauen. Abhilfe schafft zB. der Velofracht Kinderradhalter. Das Gestell wird in der Lastenradbox eingehängt, das Rad kommt ins Gestell. Unbedingt vorher testen! Der Träger passt nicht auf alle Lastenradtypen.
  • Spanngurte 2.0: Widerstandsfähige, zweiteilige Mehrzweck-Spanngurte mit Schnalle und Gurtband von zB. ROK Straps dabei haben und damit das Kinderrad ans Elternrad fixieren.
  • Abschleppseil: Für kurze, anstrengende Passagen sind elastische Abschleppseile für Kinderräder praktisch, zB. von TRAX . Diese eignen sich nicht auf langen Strecken.

3. Packen in drei Schritten: Vom Wunschumfang zum Realbestand – mit Puffer

Vom Wunschumfang zum Realbestand am Beispiel Campingausrüstung
1. Wunschumfang feststellen: Leg‘ die komplette Ausstattung einmal raus. Schnapp’ wirklich alles, was ihr mitnehmen wollt: Zelt, Tarp, Groundsheet, Wäscheleine, Hammer, Picknickdecken, Matten, Kissen, Schlafsäcke, Kocher, Geschirr, Faltwanne…
2. Selektion der Essentials: Selektiere jetzt die Must-Haves. Das sind die Dinge, die absolut nicht fehlen dürfen zB. das Zelt, Matten und Schlafsäcke.
3. Selektion der Schönen Dinge: Lege die Dinge dazu, die euer Campingleben komfortabler machen aber nicht essentiell sind, zB. Flauschkissen, Hammer für Heringe.
4. Puffer: Jetzt sind im besten Fall ein paar aussortierte Dinge übrig. Leg‘ diese bitte zur Seite. Darauf kommen wir später zurück.

Wiederhole diese vier Schritte für alle Teilbereiche: Kleidung Eltern, Kleidung Kinder, Reiseküche, Toilett-Tascherl, Spielsachen… Mach‘ aus dem maximalen Wunschumfang einen komfortablen Realbestand und leg‘ aussortierte Dinge zur Seite bis du alles auf den Fuhrpark gepackt hast und kurz vor der Reise stehst.

Basis-Stücke: Drei Exemplare von allen Basis Kleidungsstücken, also 3x Body, 3 x Hose, 3x Shirt lang, usw.

Sonder-Stücke: Zwei Exemplare pro Kleidungsstück für seltenere Nutzung, also 2 x Schlafi, 2x Jacke oder Pulli, 2x Kopfbedeckung

Spezial-Einsatz: Ein Exemplar pro spezieller Kleidung, also 1 x Regenset, 1 x Gummistiefel, 1 x Badezeug

Platz sparen: Multifunktionale Kleidungsstücke verwenden zB. Langarm Shirt plus Hose = Schlafi, Schlauchtuch = Mütze Nr2

Packliste für Kleinkinder und Babies

  • Ausstattung für mehr Komfort im Reisealltag mit Baby/Kleinkind: WC-Sitz-Verkleinerung, kleines Schauferl fürs große Geschäft am Wegrand, Schwimmtrage, Baby-Nackenkissen, Abhaltetöpfchen als Ergänzung zu  Einwegwindeln (Einwegwindeln immer extra wasserdicht einpacken)
  • Packliste fürs größere Kind: An der Babypackliste orientieren und insgesamt weniger einpacken, zb. von manchen Basics nur 2 Stück wählen. Von Schlüppi und Socken reichen 3 bis 5 Stück.
  • Tipps rund ums Thema Kleidung (auch für Eltern): Achte auf Auswechselbarkeit, Kombinierbarkeit und Multifunktionalität der einzelnen Bestandteile zB. der Schlafi ist Ersatzhose/Hemd. Wähle hochwertige, robuste, ggf. gemusterte Naturmaterialien. Diese sind
    I. leicht zu reinigen – abbürsten statt waschen
    II. lassen sich mit Nadel und Faden reparieren – Knopf statt Reißverschluss
    III. trocknen fix an frischer Luft
    IV. müffeln lange nicht – lüften/einfrieren statt waschen
    V. sind angenehmer auf der Haut und raschenln nicht

4. Ausstattung und Must-Haves

Jedem dieser Punkte widme ich nach und nach einen eigenen Beitrag. Hier das Wichtigste auf einen Blick:

  • Reiseapotheke (griffbereit): Pflaster, Mullbinde, Anti-Allergikum und Anti-Juck, Ibu, Betaisodona. Zeckenzange. Weiteres bei Bedarf unterwegs kaufen.
  • Kombüse: Kocher, 2 x Topf mit Deckel, 1 Kochlöffel, 1 Schneidebrett, 1 scharfes Messer, jeweils 1e Tasse, Schüsserl, Göffel / Essstäbchen, Wasserflasche pro Person und ein Faltkanister
  • Bad: 1e Zahnbürste pro Person, 1e Kinder-Zahnpasta, 1e Eltern-Zahnpasta (praktisch sind Zahnpasta-Pastillen), Familienseife mit Shampoofunktion auf mehrere kleine Behältnissen aufgeteilt für die gemeinsame Badroutine, Kamm, Universalcreme, Sonnencreme, Antijuck.
  • Reparatur: Die Basics für den eigenen Fuhrpark dabei haben (Flickzeug / gute Pumpe). Schau, welche Radläden mit Werkstatt auf der Strecke liegen – für Notfälle.
  • Essentials: Jede Familie hat andere Radreise-Essentials. Bei uns sind das: Wireless-Soundbox, Seile und Schnüre, diverse Klammern, Mini-Falthocker, Fächer, 2 x riesen Beutel aus platzsparendem Material zB. fürs abendliche „Aufräumen“, Transportieren von Dingen zur Badewiese, Einkaufen…
  • Spielsachen: Spielzimmer und Bibliothek bleiben – auch wenn Platz neben der Luftmatratze ist – daheim. Die Natur ersetzt das – schau was deine Kinder draus machen! Wenige, altersgerechte, multifunktionale Spielsachen reichen. Must-Haves: Hängematte, Fischernetz, Seile, Mini-Schwimmtier, Ball, Eimer, Schauferl, Schnitzmesser, Mini-Gute-Nacht-Geschichten-Buch, Kuscheltier, Figürchen, die ins Wasser dürfen.
Das Reisegepäck wird auf alle Familienmitglieder aufgeteilt.
Best-Practise im Bereich Multifunktionalität!
Must-Haves: Lieblingsbuch, Soundbox, Kuschelfell

5. Packen: Mut zur Lücke

Packe die Taschen mit System. Tipp: Markiere die Taschen für alle logisch und intuitiv, damit du nicht zum „Wo ist das“ Guru für alle(s) mutierst. Die Küchentasche wird zB. dauerhaft mit einem Burger-Anhänger versehen. Jetzt wissen alle: Da ist das Futter! In der Tasche mit dem roten Band ist die Reise-Apotheke, usw.

Ich bin kein Fan vom Probepacken, sondern packe lieber mit Fokus gleich für die echte Tour. Lücken werden am Ende mit den Dingen gefüllt, die oben aussortiert wurden. Wenn dann noch Platz ist: perfekt! Unterwegs sammeln Kinder nämlich gern Schätze. Die sollten Platz finden und mitwandern dürfen. Bei mir fängt außerdem das Gepäck unterwegs immer an zu wachsen. Spätestens nach einer Woche braucht alles ein Drittel mehr Platz. Plan‘ das mit ein!


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